4 Jahre Grundschule + 6 Jahre Realschule =  10 Jahre Schule. Aber was dann? Ich war total überfordert mit der Entscheidung, mir mit 15 Jahren zu überlegen, was ich den Rest meines Lebens denn gerne machen würde. Ausbildung, Weiterführende Schule, Auslandsjahr - da gab es jede Menge Möglichkeiten und jede hatte ihre Vor- und Nachteile. Nach einiger Zeit war klar, ich will was machen, bei dem ich Geld verdienen kann. Denn mal ehrlich - welches Mädchen lässt sich die Möglichkeit entgehen in Schuhen und Handtaschen zu baden? ;)

Also ging die Suche nach einer Lehrstelle los was gar nicht so einfach war, wenn man Monate braucht um sich über dise Tatsache bewusst zu werden. Leider hat es mit einer Ausbildungsstelle zu der Zeit nicht geklappt - das was ich wollte, ging nicht und das was ging, wollte ich nicht. Deswegen entschied ich mich dazu, ein "Sabbatjahr" einzulegen und nebenbei jobben zu gehen. Keine schlechte Idee stellte sich damals heraus. Ich hatte genügend Zeit mir einen Beruf auszusuchen, der meine Interesse weckte, mit meinen Fähigkeiten übereinstimmte und vor allem: bei dem ich keine Angstattacken bekam wenn ich dran dachte, den Beruf mit 50 Jahren immer noch auszuüben

Mein Weg führte mich zu einem Alten- und Pflegeheim, etwa 30 Kilometer von Zuhause entfernt. Mein Traum wurde wahr - zahlreiche Omas und Opas die dankbar waren, dass sich jemand wie ich um sie kümmerte. Dabei waren meine Aufgaben dort nicht weltbewegend. Ich war zuständig für die Zubereitung der Mahlzeiten (dazu zählen Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Abendessen), die häusliche Versorgung (Herrichten der Bewohnerzimmer, das Reinigen der verschiedenen Wohnlichkeiten und die Bespaßung der Bewohner) sowie die Dekorationen im Haus, das Planen, Organisieren und Veranstalten von vielerlei Festen. Im Großen und Ganzen war ich einfach nur da, um den Menschen dort das Leben zu verschö-nern und so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Spaß an dem Beruf enstand für mich hauptsächlich darin die Freude und Dankbarkeit zu erleben, die durch so kleine Kleinigkeiten hervorgerufen werden. Leider waren die Bewohner dankbarer als die Mitarbeiter. Denn eine Ausbildung heißt zwar arbeiten und Aufgaben erledigen, aber dennoch wollte ich was lernen. Theoretisch klappte das in der Schule wunderbar - ein Notendurchschnitt und eine Zwischenprüfung mit 2,0 bestätigten das. Praktisch war diese Ausbildung aber leider die reinste Katastrophe. Deswegen habe ich nach zwei Jahren entschieden - das war der falsche Weg.

Meine Reise ging weiter mit der Frage, was ich jetzt mit zwei Jahren "Ausbildung" anfangen kann. Mein nächster Schritt sollte mich beruflich weiterbringen und meinen bisherigen Weg mit einbeschließen. Nach nicht allzu langer Zeit war mir klar - es geht wieder in die Schule und da ich meinen Realschulabschluss schon gemacht hatte, habe ich mich dazu entschieden die Fachhochschulreife anzustreben. In Limburg, etwa 30 Kilometer von Zuhause entfernt habe ich einen Platz gefunden. Dieser Platz in der Klasse war daran gebunden entweder eine abgeschlossene Berufsausbildungs oder mindestens zwei Jahre in einem sozialen Bereich gearbeitet zu haben. DAS WAR ES! Genau das richtige für mich. Somit konnte ich die letzten zwei Jahre nutzen, mich weiterbilden und mir trotzdem einen neuen Punkt auf dem Lebenslauf sichern. Diese Fachoberschule ging ein Jahr und endete mit Prüfungen in Deutsch, Mathematik, Englisch und meinem Schwerpunktfach: Sozialwesen. Zu meiner Freunde habe ich dieses Jahr erfolgreich (Schnitt 2,2) abgeschlossen.